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Die Tsunge der Rituellen

Die Tsunge der Rituellen

Der Esel wäre fast durchgegangen, keine Ahnung, was ihn noch hielt. Königstochter! Der Dunkle Drache baute sich drohend vor ihr auf und versperrte ihr den Weg. Ich hoffe, Du bist klüger als der Letzte, der sich mit mir angelegt hat.

Du sprichst vom Helden? Oh ja, er war ein mutiger Held, aber auch Helden müssen ihre Grenzen kennen. Ich konnte ihn nicht passieren lassen. Und da hast Du ihm das Herz verbrannt? Fast hätte er nicht überlebt! Ich freue mich, dass er gerettet werden konnte. Aber er hatte sich nicht genügend auf diese Grenze vorbereitet. Wie kann man sich denn auf diese Grenze vorbereiten?

Der Dunkle Drache sprach mit seiner Tsunge in dunklen Farben von Religionen und Bräuchen, wie man sich auf den Tod vorbereiten kann. Es gab wohl mehr Riten und Traditionen als Kulturen zu diesem Thema. Mitten in all diesen dunklen Farben erschienen immer wieder auch hellere Farbtupfer, die das Leben inmitten des Todes andeuteten. Wenn man sich dem Tod rituell näherte, verlor er viel von seinem Schrecken.

Dann bist Du der Wächter dieser letzten Grenze, Dunkler Drache? Du hütest Wanderer davor, unbedacht den Weg ins Totenreich zu gehen, und Du hütest Verstorbene davor, sich unbedacht in das Leben einzumischen? Dann bist Du ja gar kein böser Drache, sondern ein guter Diener unseres Königreiches?

Es gehört Mut dazu, gegen einen Drachen zu kämpfen. Aber es gehört noch mehr Mut dazu, sich einem Drachen zu stellen und seinen Rat anzunehmen. Sag Deinem Helden, dass ich ihn gerne passieren lasse, wenn er eines Tages bereit ist. Und auch Du darfst gerne passieren, nachdem Du meinen Rat gehört hast.

Auf einmal hatte es die Königstochter gar nicht mehr eilig, die Grenze zu überschreiten. Sie dankte dem Dunklen Drachen und folgte dem Esel, der froh war, die Grenze, den Drachen und den Kamm  verlassen zu könne und den Rückweg anzutreten. Bald merkte sie aber, dass es den Esel gar nicht zum Einsiedler zurück zog.