writingSchreibe Alternativ Losrechts

Die Tsungen der Wellen

Die Tsungen der Wellen

Die Mannschaft des Schiffes stand stramm und der Kapitän der Esperanza begrüßte den Feldmarschall vorschriftsmäßig. Er kannte das Meer wie ein Kapitän eben das Meer kennen muß. Er hatte schon alle sieben Weltmeere befahren und viele Abenteuer erlebt. Aber eine Grenze hatte er im Wasser noch nie gesehen. Selbstverständlich nahm er aber die Befehle des Feldmarschalls an und stach in See. Zumal er auch noch von der Königstochter begleitet wurde, die von einer seltsamen Krankheit genesen sein sollte.

Schon am ersten Tag wurde der Königstochter speiübel und der Marschall war auch etwas grün im Gesicht. Dieser hatte aber Kautabak gegen die Seekrankheit dabei und bald kaute und spuckte er munter drauflos. Das Kraut schmeckte der Königstochter aber so grauenvoll, dass sie es nicht anrühren mochte. Da gab der Marschall ihr den Rat, sie solle doch am Oberdeck zum Horizont blicken und den Wellen lauschen.

Am Horizont war nicht mehr viel zu sehen, nachdem die Küste außer Sicht geraten war. Die Königstochter hatte keine Ahnung, woran sie im Meer Grenzen erkennen sollte. Also lauschte sie den Wellen. Die Tsungen der Wellen leckten regelmäßig am Schiff und sangen dabei ein einschläferndes Lied von der Unendlichkeit des Meeres. Doch die Königstochter dachte an den Tod der Sardellen und hütete sich davor, einzuschlafen.

Schließlich wurden die Wellen des Meeres immer höher und der Ton der Seeleute immer rauher. Sie rieten ihr, unter Deck zu gehen, um nicht über Bord zu gehen. Doch sie besuchte lieber die Brücke und ließ sich hier festbinden. So konnte sie weiter die Tsungen der Wellen hören, die nun auch von den Tiefen des Meeres sangen, und den Wellengang beobachten. Und so war sie doch sicher davor, über Bord zu gehen. Noch nie hatte sie so einen Sturm erlebt und das mächtige Schiff tanzte auf den Wellen wie Spielzeug.

Außer den Tsungen der Wellen hörte sie zunehmend auch Stimmen der Seeleute, die den Sinn der gefährlichen Fahrt nicht verstanden und an Meuterei dachten. Sie wollten nicht an ihre Grenzen kommen.

Da geschah etwas, womit keiner gerechnet hatte. Aus den Tiefen des Meeres erschien ein Dreizack und der ihn hielt kam an die Oberfläche. Die Wellen machten dem Ankömmling Platz und so wurde es schnell ruhiger auf dem Meer. Die Seeleute munkelten, ob das Neptun persönlich sei, der König des Meeresreiches, doch der Marschall erkannte seinesgleichen.