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Die Tsungen der Forellen

Die Tsungen der Forellen

Natürlich musste sie auch ihrem Vater vom Wald erzählen. Dieser kannte die Meldung von den drei Grenzen, doch hatte er diese nie persönlich besucht. Als König konzentrierte er sich auf sein Reich. Für Abenteuer darüber hinaus hatte er den Helden. Gehabt. Um die Grenzen zu verteidigen, hatte er natürlich auch ein Heer mit tapferen Soldaten. Angeführt wurde sein Heer von einem Feldmarschall. Diesen schickte er mit einer kleinen Eskorte als Begleitung für seine Tochter Richtung Meer. Da duldete der König keinen Widerspruch.

Während sich die Eskorte fertigmachte und der Marschall sich mühsam in seine Feldausrüstung zwängte, wartete die Königstochter am Teich vor dem Schloss. Dort schwamm eine große Schar Forellen im Teich rechtsherum. Als die Königstochter gelangweilt einen kleinen Kiesel ins Wasser warf, machten die Forellen kehrt und schwammen alle links herum. Bis auf eine, die sich benommen am Kopf kratzte. Die Königstochter entschuldigte sich. Sie hatte niemanden treffen wollen.

Als der Marschall fertig war, fragte sie ihn. Warum schwimmen alle Forellen immer in die gleiche Richtung? Ach, wie lange musste er mit seinen Soldaten exerzieren, bis diese es den Forellen gleich taten. Eine Einheit kann auf kleinem Raum nur funktionieren, wenn sich alle gleich verhalten. Doch pass auf! Der Marschall gab einem Soldaten einen Befehl und dieser öffnete eine Schleuse am Teich ein wenig, so dass jede Forelle in den Bach entweichen konnte. Doch nur vereinzelte taten es. Die meisten blieben, als ob es keinen Ausweg gäbe, und schwammen weiter alle in die gleiche Richtung.

Forellen sind Gewohnheitstiere. Der Feldmarschall kannte sich mit Soldaten aus. Den meisten macht die Freiheit Angst. Doch die, die sich trauen, finden sogar den Weg durch den Bach und den Fluß bis hin zum Meer. Sieh hin, was sie mit ihrer Tsunge singen. Die Königstochter hörte aus dem Teich nur Marschmusik, die sich stumpf wiederholte. Die aber, die sich durch die Schleuse gewagt hatten, gluckerten und prusteten voll Vorfreude auf das Abenteuer ihres Lebens.

Lasst uns ihnen folgen, sie kennen den Weg zum Meer! Die Stimme des Marschalls war den Befehlston gewohnt, den er auch der Königstochter gegenüber kaum ablegen konnte. So folgten sie den Forellen entlang des Baches und des Flusses. Nur manchmal nahmen sie eine Abkürzung, wenn der Flusslauf gar zu weit mäanderte. So kamen sie bald zum Meer. Dort verabschiedeten sich die Forellen, weil sie kein Salzwasser mochten.