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Vom fitten Taucher zum erschöpften Mann ohne Geschmacks-Sinn

 
Früher war Joachim Salmann aus Fulda ein fitter Taucher - heute leidet er unter Long Covid - Fotos: Privat

 

FULDATeil 1: Long-Covid-Erfahrung eines Fuldaers

Vom fitten Taucher zum erschöpften Mann ohne Geschmacks-Sinn

20.03.22 - Der Fuldaer Joachim Salmann berichtet OSTHESSEN|NEWS von seinen Long-Covid-Erfahrungen. Im ersten Teil erfahren Sie, wie seine Lebensplanung vor Corona aussah und was passierte, als er sich plötzlich infizierte.

 

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Das Leben davor.

Joachim Salmann plante gerade im Rahmen eines Sabbaticals sein Hobby zum Beruf zu machen. Er wollte im Sommer 2020 für einige Monate als Tauchlehrer auf der Kanareninsel La Palma arbeiten. Hauptberuflich arbeitet der 55-Jährige als Coach und Sozialarbeiter hauptsächlich mit Flüchtlingen zusammen. Nennenswerte Vorerkrankungen hat er nicht, denn zum Tauchen muss man natürlich fit sein. 

 

Mitten in den Reiseplanungen kam Corona langsam auf. Dass China weit weg sei, war im Januar 2020 zunächst der erste Gedanke. Als dann Italien in den Lockdown ging und Hochrisikogebiet wurde, wurde ihm klar, dass die Lage ernst sein könnte. Joachim Salmann, der ehrenamtlich beim Roten Kreuz tätig ist, hielt sich mit seinen Kameradinnen und Kameraden auf dem Laufenden. Gleichzeitig wurden Pläne gefasst, wie man Altenheime und Krankenhäuser unterstützen könne und wie man auch in Zeiten eines Lockdowns Fortbildungen möglich machen kann.

"In der ersten Welle war für mich die Maske eher fremd und schränkte gerade die nonverbale Kommunikation ein", erinnert sich der Fuldaer. "Wir haben natürlich zu Beginn der ersten Welle die Kontakte eingeschränkt und viel per Zoom gemacht."

Der Traum.

 

"Nachdem die erste Welle überstanden war, ging es wie geplant nach La Palma. Natürlich gab es Unsicherheiten am Flughafen und im Flugzeug. Ansonsten hat Corona den Einsatz auf der Tauchbasis kaum eingeschränkt. Natürlich haben wir auf den Fahrten zum Tauchspot und bei Schulungen Masken getragen und die Regeln beachtet. In Spanien waren die Einschränkungen wesentlich härter als in Deutschland. Auf La Palma, einer Insel für Aussteiger und Wanderer, gab es im Gegensatz zu Gran Canaria und Teneriffa wenig Infizierte. Die Maske musste man irgendwann auch auf der Straße tragen, was die Spanier rigoros umgesetzt haben."

Den ersten konkreten Fall hatte Salmann schon kurz nach seiner Rückkehr nach Deutschland, weil ein Teilnehmer eines Flüchtlingskurses positiv getestet wurde. Das Gesundheitsamt meldete sich und es mussten die Hygienemaßnahmen beschrieben und eine Sitzordnung eingereicht werden.

Im Sommer 2020 kam endlich die Zulassung eines erfolgreichen Impfstoffes in Aussicht. Alle hatten die Hoffnung, dass man die Pandemie schnell hinter sich lassen könne. Natürlich fragten sich die Helfer auch, wann sie für eine Impfung infrage kommen würden. Der Katastrophenschutz kam zur Ernüchterung vieler erst recht spät an die Reihe.

Die Ansteckung.

"Im Dezember 2020 habe ich mich dann trotz sämtlicher einzuhaltender Schutzmaßnahmen angesteckt. Eine Testung erfolgte, weil ich Symptome einer Erkältung mit allgemeinem Unwohlsein hatte. Der erste Schnelltest war schon noch negativ gewesen, aber bei weiterhin bestehenden Symptomen brachte eine positive PCR Gewissheit. Ich musste selbst zur PCR Testung fahren. Was mir damals aufgefallen ist und bis heute bleibt, ist eine extreme Empfindlichkeit für Kälte." Nachdem der erste Schreck verdaut war, hörte Salmann viel in seinen Körper hinein. Habe ich Luftnot? Habe ich meine Frau angesteckt? Angst und Unsicherheit waren in der ersten Tagen der Infektion ständige Begleiter. Zudem erschwerte die Isolation im eigenen Haus die Infektion noch mehr. Er war mit seinen Sorgen und Ängsten auf sich alleine gestellt.

 


"So makaber es klingt: Als meine Frau fünf Tage später auch positiv war, waren wir beide fast schon erleichtert. Wir mussten es nicht alleine durchstehen, sondern hatten uns wieder. Das Gesundheitsamt führte unsere Betreuung telefonisch durch. Insgesamt wurden wir recht dürftig begleitet und die Kommunikation fand nur über mich statt. Meine Frau wurde nie zum PCR-Test geschickt. Entsprechend hat sie nie einen Genesenennachweis erhalten."

Der Krankheitsverlauf.

Die Krankheit zeigte sich dem Fuldaer zunächst wie eine eigenartige Grippe mit verstopfter Nase und trockenem Husten. Wie schon auf dem Weg zum PCR-Test plagte ihn eine merkwürdige Kälteempfindlichkeit, die er so noch nicht kannte. Außerdem hatte er einen kompletten Geruchs- und Geschmacksverlust. "Am schlimmsten war die Schwäche. Nach 100 Meter eher schleichen als gehen war ich platt", so der passionierte Bergwanderer. "Ich war erschöpft, wie nach einer Tageswanderung in den Alpen."

 

Es folgte eine unheimlich lange Zeit für die Erholung. Salmann sagte sich immer wieder, dass es irgendwie wieder alles gehen werde, mit Arbeit und dem Leben.

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Wie es weiter ging mit der Arbeit und dem Leben, lesen Sie morgen im zweiten Teil der Long-Covid-Erfahrungen des Fuldaers Joachim Salmann. (O|N-Arzt Adrian Böhm) +++