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Sektionsfahrt 2017 ins Tannheimer Tal / Reutte

Das Gipfelkreuz des Einsteins (1866 m) trägt die Inschrift „Dass alle eins seien“ und erinnert damit an das 1963 von Papst Johannes XXIII eröffnete 2. Vatikanische Konzil. Dieses orientierte sich an den Worten Jesu, der den Wunsch geäußert hatte, dass die Gläubigen sich nicht zerstreiten sollten, sondern alle eins seien (Joh 17,21).

Gipfelkreuze sind nicht nur geologische Landmarken, sondern sie sind auch ein Zeichen dafür, dass es etwas über Berggipfel hinaus gibt, etwas was die Schöpfung übersteigt.

Einstein

Der Name des Tannheimer Hausberges deutet auf eine weitere Perspektive hin: Das „Ein“ im Namen des Berges steht für die Alleinlage des Berges, der durch tief eingeschnittene Täler (Vilstal und Engetal) sowie einer flachen Talwasserscheide von den benachbarten Erhebungen getrennt ist. Dafür gibt es die Begriffe Dominanz und Prominenz. Dominanz bedeutet den Abstand zum nächst höheren Berg. Beim Einstein ist dies in 3,5 km Abstand der Aggenstein, der bei der Sektionsfahrt 2016 bestiegen wurde. Die Prominenz bezeichnet die Höhe, die herabgestiegen werden muss, um auf einen höheren Berg zu kommen. Beim Einstein sind das 718 m, also fast bis zum Busparkplatz.

Somit hatte Stefan Riess zwei gute Gründe, den Einstein als ersten Gipfel für die 33. Sektionsfahrt des Deutschen Alpenvereins aus Fulda zu wählen. Der Einstein ist zum einen eine lohnende Herausforderung und bietet einen hervorragenden Überblick auf die Tannheimer Berge bis hin zur Zugspitzarena. Zum andern können alle 43 Teilnehmer darauf stolz sein, den Gipfel in Einigkeit und Vollständigkeit erreicht zu haben. Natürlich kam der Spaß dabei auch nicht zu kurz: beim Anstieg mit Schneeballschlachten und im Tal (das an diesem Ort „Berg“ heißt) bei Sekt und Bier,

Happy One

Einig waren sich die Wanderer dann auch im Moser Hof in Reutte, die sich in der Sauna aufwärmen konnten, bevor das 4-Gänge-Menü serviert wurde. Nach einer deftigen Grießnocken-Suppe und einem reichhaltigen Salatbuffet standen Grillteller, Rotbarsch oder Schlutzkrapfen zur Auswahl und ein leckeres Eis bildete den Abschluss.

Nach den Lustigen Drei vor zwei Jahren und den Durstigen Zwei im vergangenen Jahr hatte Stefan Riess keine Kosten und Mühen gescheut, passend zum Fahrt-Motto einen Happy Uno zu engagieren und am späten Abend gegen müde Hotelgäste zu verteidigen.

Während das Happy Uno sich beim Abendessen noch sichtlich über die ungeplante Frischluft unter dem rechten Arm grämte, lief er anschließend doch zu ungewöhnlichen Höhen auf und beeindruckte vor allem mit Country-Musik und Mundart-Schmankerln. Selbst für das Kreuzberglied fand er die richtigen Töne. Nur für das traditionelle Zumba, das ja aus dem Vorjahr allen bekannt war, hatte er einen besonderen Wunsch an die Gäste, die ihn mit Rhythmus-Vorschlägen überhäuften: Dass alle eins seien. Einigkeit herrschte beim Samba, zu dem unsere Zumba-Tina wieder alle in Bewegung setzte und den sie selbst mit akrobatischen Einlagen abschloss. Die heitere Stimmung und Unterhaltung dauerte dann länger als es manchen Hotelgästen recht war.

Säuling

Nach einem ausgiebigen Frühstück fuhr die Sektion ein paar Meter vor die Tore von Reutte und wanderte von Pflach (840 m) hoch zum Säulingshaus (1720 m). Die jüngsten Teilnehmer gingen mit Begleitung voran, waren aber gerade bei der Leberknödelsuppe angekommen, als ein Teil der Gruppe weiterging, um den Gipfel des Säuling anzustreben. Das leckere Essen und die mollige Wärme in der Hütte waren aber nicht die einzigen Gründe, dass nicht alle bis zum Gipfel mitgingen. Es gab vereinzelte Wegstücke mit Drahtseilen und ausgesetzte Passagen, sowie kurz vor dem Gipfel noch vereiste Stellen, die Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderten. Dennoch erreichten 20 Wanderer die Höhe von 2047 m, wovon einige solch eine Leistung zum ersten Mal schafften. Mit einer Dominanz von 6,7 km und einer Prominenz von 696 m wird deutlich, dass man beim Säuling sowohl einen guten Ausblick nach unten als auch von unten auf den Säuling hoch hat. Der Name des Berges, der von Säule abstammt, kommt nicht von ungefähr.

Beim Abstieg wurde die Gruppe von einem Graupel-Schauer überrascht, aber als sie am Waldesrand vom Busfahrer mit Gass-Sekt, Bier, Würstchen und Semmeln empfangen wurde, konnte sie die Wanderung in Ruhe Review passieren lassen. Beim Schlussgebet wurde auf eine Weihnachtskrippe hingewiesen, die manche auf halber Höhe am Wanderweg unter einer Baumwurzel entdeckt hatten. Gott begleitet uns nicht nur an Weihnachten, sondern das ganze Jahr hindurch. Besonders wenn wir wie Jesus unsere Sorgen auf einen Berg tragen und sie dort Gott anvertrauen.

Bei der Tombola auf der Rückfahrt fühlten sich alle wie an Weihnachten und freuten sich über die Geschenke. Und alle gönnten dem Busfahrer den Hauptpreis, den er verdient gewonnen hat. Mit den Organisatoren Stefan Rieß und Ulrich Giebenhain hat er dazu beigetragen, dass alle eins seien.